Chronisches Telogeneffluvium: die Bedeutung einer konsequenten Behandlung

Vor der Verschreibung einer Behandlung gegen Haarausfall muss ich als Dermatologin die möglichen Ursachen feststellen und die entsprechenden Lösungen abwägen.

Im Falle einer chronischen Erkrankung wie der androgenetischen Alopezie muss eine langfristige Behandlung gewählt werden, um ein dauerhaftes Ergebnis zu erzielen.

Bei vorübergehenden Haarproblemen hingegen sind die Behandlungen auf eine bestimmte Zeit begrenzt. Dennoch kann es manchmal vorkommen, dass nach Abschluss einer Behandlung ein Rückfall auftritt und diese verlängert werden muss. Dies ist beim chronischen Telogeneffluvium der Fall, über das wir in diesem Artikel sprechen.

Unabhängig von der Situation ist die Dauer und Art der Behandlung von Haarausfall immer individuell und erfordert die Einschätzung eines erfahrenen Dermatologen.

Was ist der normale Wachstumszyklus der Haare?

Bevor wir über das chronische Telogeneffluvium sprechen, müssen wir wissen, wie Haare wachsen und dass es ganz normal ist, dass pro Tag zwischen 50 und 200 Haare ausfallen.

Wir haben den Haarzyklus zwar bereits in früheren Artikeln erklärt, gehen aber zur Wiederholung nochmal darauf ein. Jeder Haarfollikel durchläuft unabhängig voneinander drei Hauptphasen:

Der Haarzyklus hat eine wichtige Eigenschaft: Er ist asynchron. Durch diese Eigenschaft werden Phasen mit starkem Haarausfall vermieden. Dennoch darf nicht vergessen werden, dass tatsächlich durchgehend Haarausfall auftritt, da es immer Follikel in der Phase gibt, in der sie ausfallen.

Was ist das telogene Effluvium?

Wenn sich der Anteil der Haarfollikel in der Telogenphase (in der sie ausfallen) signifikant erhöht und so stärkeren Haarausfall verursacht, liegt ein telogenes Effluvium vor.

Etwa 10 % der Follikel der normalen menschlichen Kopfhaut befinden sich in der Telogenphase. Beim telogenen Effluvium hingegen gehen geschätzt 7 bis 35 % der Follikel, die normalerweise noch in der Anagenphase (Wachstumsphase) geblieben wären, in die Telogenphase über.

Formen von telogenem Effluvium

Akutes Telogeneffluvium

Das akute Telogeneffluvium ist wohl die bekannteste Form und dauert weniger als 6 Monate an. Es gibt viele Entstehungsursachen, zum Beispiel:

Fällt der ursprüngliche Auslöser weg, verbessert sich in der Regel auch das akute Telogeneffluvium. Der Haarausfall hört aber nur allmählich auf, weswegen es einige Monate dauern kann, bis das Haarwachstum wieder seine übliche Länge und Dicke erreicht.

Chronisches Telogeneffluvium

Beim chronischen Telogeneffluvium hält der Haarausfall länger als 6 Monate oder sogar Jahre an und tritt dabei saisonal auf. Diese Form ist seltener als das akute Telogeneffluvium und tritt am häufigsten bei Frauen zwischen 30 und 60 Jahren auf.

In der Sprechstunde ermitteln wir Dermatologen mittels einer Befragung, einer körperlichen Untersuchung und manchmal einer Analyse, welche Ursache dem Haarausfall zugrunde liegen könnte. Allerdings kann bei bis zu ⅓ der Patienten keine Ursache gefunden werden. Wir können unseren Patienten aber dennoch eine passende Behandlung verschreiben.

Behandlungen des chronischen Telogeneffluviums

Wie du nun gesehen hast, ist beim chronischen Telogeneffluvium eine längere Behandlung erforderlich, die für ein langfristiges Ergebnis unbedingt konsequent durchgeführt werden muss.

Eine der Eigenschaften, die uns bei der Behandlung wichtig sind, ist eine synergetische Herangehensweise, da der Haarausfall mehrere Ursachen gleichzeitig haben kann. Und aufgrund der häufig langen Anwendungsdauer wollen wir Behandlungen vermeiden, die zu kumulativen Nebenwirkungen führen können.

Ziel der Behandlung ist die Förderung der Wachstumsphase und die Vorbereitung des Haarfollikels, um eine angemessene Regeneration des Haares sicherzustellen.

Beim chronischen Telogeneffluvium kommt als Behandlung meistens plättchenreiches Plasma oder Minoxidil als Lösung bzw. in oraler Form zum Einsatz.

Unterstützung bieten Nutraceuticals wie z.B. Olistic, die Vitamine und Mineralstoffe enthalten, um das Haar von innen zu nähren und zu pflegen.1  

Ist Stress die Ursache für das Telogeneffluvium, kann ein ganzheitliches Stressmanagement unterstützend sein, das auch oxidativen Stress in Schach hält. Antioxidantien, wie z.B. Vitamin E 2 und Resveratrol RE1 können vor oxidativem Stress schützen. Ashwagandha, mit seinen adaptogen Eigenschaften AW2, kann zur Stressregulierung beitragen AW1+3.

Schlussfolgerung

Egal, welche Behandlung gewählt wird, der Regenerationsprozess des Haares bei chronischem Telogeneffluvium ist langsam und individuell. Aus diesem Grund müssen Behandlungsmöglichkeiten gewählt werden, die langfristig eingehalten werden können. Ebenso wichtig für ein gutes Ergebnis sind die konsequente Anwendung der Behandlung sowie regelmäßige Follow-up-Termine bei deinem Dermatologen.

Die Prognose beim Effluvium ist gut. Auch wenn die Verlangsamung des Haarausfalls und das erneute Haarwachstum einige Zeit dauern können, regeneriert sich das Haar in der Regel vollständig.

Das wichtigste bei Haarausfall ist der Besuch bei deinem Dermatologen, damit du die richtige Diagnose und eine auf dich abgestimmte Behandlung erhältst.

1 Zink (ZN1), Biotin (BI1) und Selen (SE1) tragen zur Erhaltung normaler Haare bei. 

AW1 Ashwagandha hilft bei der Regulierung von Stress, der das normale Haarwachstum beeinträchtigen kann (ID. 4194) 

AW2 Ashwagandha hat adaptogene Eigenschaften (ID. 3251) 

AW3 Ashwagandha hilft bei der Entspannung und dem körperlichen und geistigen Gleichgewicht (ID. 2183)  

2 Zink (ZN5), Selen (SE3), Vitamin C (VC3) und Vitamin E (VE1) tragen dazu bei, die Zellen vor oxidativem Stress zu schützen. 

RE1 Resveratrol ist eines der bekanntesten und am häufigsten verwendeten natürlichen Antioxidantien.